Donnerstag, 7. Mai 2015

"Habt ihr euch schon eingelebt?"

Wir sind Profis im Einleben. Zumindest, was das Zurechtkommen in neuen Zuhausen angeht.
2007 lebten wir uns in einem zu einer Wohnung ausgebauten Schweinestall ein. In dem es zog und bei winterlichen Temperaturen nie richtig warm wurde. Aber wir gewoehnten uns dran und gingen von Oktober bis April dick angezogen ins Bett. Und hatten schnell eine grosse Auswahl Fleecepullover vorzuweisen. Das erste Baby wurde irgendwann geboren, die Wohnung war nicht mehr ausreichend komfortabel fuer uns und das Krabbelkind. Wir zogen um.
Wir lebten uns in einem Neubau ein, in dem es dauernd kalt war, gewoehnten uns an horrende Heizkosten und daran, dass es durch die Decke in die Kueche tropfte, wenn im Obergeschoss jemand die Dusche zum Duschen nutzte. Wir gewoehnten uns an Wasserleitungen die bei Minustemperaturen zufroren. Wir gewoehnten uns daran, dass die Trinkwasser pumpe regelmaessig ausfiel und schliesslich gewoehnten wir uns sogar daran, dass das Trinkwasser keins war und kauften es in 5-Liter-Kanistern. Und wir gewoehnten uns sogar daran, dieses Kanisterwasser vor dem Gebrauch erst durch eine Brita-FIlter laufen zu lassen, weil sonst saemtliche Haushaltsgeraete rubbeldikatz verkalkten. Alles war gut. Wir fande Freunde in der Naehe, wir wollten noch eine paar Jahre dort wohnen bleiben. Aber:
Der Mietvertrag wurde uns wegen Eigenbedarfs gekuendigt. Wir zogen um. Vom County Limerick im Westen in die Midlands.
Im Maerz 2012 lebten wir uns in einem riesigen, luxurioesen, toll ausgestatteten, Marmorverzierten, gut SCHALLisolierten Haus ein. In dem es aber - UEBERRASCHUNG - wieder erstaunlich kalt war. Aber wir waren das ja gewohnt. Und schnell waren die Marmorboeden, die Saalaehnlichen Schlafzimmer, die nicht nutzbare Badewanne, die zwar so riesig war, dass dort 5 Erwachsene bequem drin Platz gefunden haetten, aber mit einem Heisswasserkessel der gerade mal 120l Wasser fasste unmoeglich zu fuellen war, Dinge, an die wir uns problemlos gewoehnten. Zumal der Vermieter sich nicht sicher war, ob die Decke dem Gewicht der ordentlich gefuellten Badewanne standhalten wuerde. Das Haus stand bald zum Verkauf, die geforderten 400.000 Euro hatten wir nicht, das Haus gefiel uns nicht sonderlich und auf der Suchen nach einem neuen Zuhause verliebten wir uns in ein altes Farmhaus. Wir zogen nach 9 Monaten noch einmal um.

Auch ans Umziehen kann man sich gewoehnen. Wir sind inzwischen Profis.

Wir lebten uns in dem Farmhaus ein. Es war kalt, feucht, hellhoerig, arbeitsintensiv, hatte kein Trinkwasser, dafuer aber einen riesigen Garten. Wir gewoehnten uns an alles. Kauften zuerst wieder Trinkwasser in Kanistern und bauten schliesslich unsere eigene Aufbereitungsanlage ein.
Die Sache mit dem nicht bewilligten Kredit passierte. Wir zogen um.

Seit Dezember leben wir uns jetzt in einem Haus ein, in dem es eher kuehl als warm ist, in dem es wieder durch die Decke tropft wenn oben einer duscht und in dem es durch die Decke tropft, wenn der Wind unguenstig steht. Aber das ist okay. So ist das hier halt. Man wischt Pfuetzen auf, verteilt Eimer im Haus und opfert Wettergott ein Lamm hofft auf besseres Wetter. Und auf Wind aus Nord-Suedlicher Richtung. Alles eine Frage der Gewoehnung.

Schwieriger ist das Einleben in die Dorfgemeinschaft. Wir sind jetzt fast 2 1/2 Jahre Dorf-Mitbewohner. Und so richtig eingelebt fuehle ich mich nicht. Ich gebe mir Muehe, ich versuche, nicht zu aufdringlich zu sein und mich trotzdem immer mal bei den Nachbarn und dem Rest der Gemeinschaft in Erinnerung zu rufen... und trotzdem sind wir immernoch die Neuen. Die, die zu keiner Clique gehoeren. Die vergessen werden zu benachrichtigen, wenn eine Veranstaltung im Gemeinschaftshaus stattfindet. Oder wenn eine Veranstaltung im Nachbarort stattfindet. Wenn eine neue Fussballsaison anfaengt, bei der Klara gerne in der U6 spielen wuerde. Ich verteile Telefonnummern, ich bitte darum, helfen zu duerfen, wir bieten Sponsoring von Veranstaltungen an... bisher macht es keinen grossen Unterschied. Manchmal fuehle ich mich geduldet. Manchmal fuehle ich mich willkommen. Abgelehnt fuehlte ich mich gottseidank NIE. Aber meistens fuehlt es sich so an, als wuerde ich von aussen zugucken.

Und dann denke ich mir: "Was sind schon 2 1/2 Jahre. Gib dir und den anderen Zeit. Es dauert halt etwas."

Heute war meine neue Nachbarin zu Besuch. Wir tranken Kaffee. Sie hatte ihre kleine Tochter dabei. Sie ist Hausfrau. SO WIE ICH!!! Sie ist unglaublich nett und lustig. Ich bin froh, dass sie meine Nachbarin ist. Und morgen Nachmittag kommt sie mit ihren 3 Kindern, von denen 2 in Klaras Alter sind, wieder zu uns. Die Kinder werden einen 3D-Film gucken und Popcorn essen und fuer und Mamas steht eine Flasche Sekt kalt. Das freut mich so unglaublich. Und darum ist heute ein guter Tag. Ein weiterer, kleiner Schritt in Richtung "Eingelebt sein" ist getan. Yippiiiieh!

Lena

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