Dienstag, 10. März 2015

"Du schaffst das schon ohne mich, Mama!"

Meine Große ist 5 Jahre alt. FAST 6.
Und ich bemerke immer mehr, wie sie selbständiger und unabhängiger wird.
Jeden Tag ein bisschen.
Manchmal weckt es wehmütige Gefühle im Mamaherz, aber meistens bin ich einfach nur stolz auf sie und genieße, dass auch ICH manchmal wieder etwas mehr "Luft" habe.
Na gut, wenn Alfie mich lässt.

Beispiele?

Also da wär zum Beispiel dieses Fußballtraining neulich. Klaras erstes Training. AUF dem Bolzplatz tummeln sich unzählige Kinder, eingeteilt in kleinere Gruppen. Weil wir etwas spät dran sind und ich eine Fußballmama-Anfängerin bin, weiß ich nicht so recht wohin mit dem Kind. Aber kaum hatte ich ihre Mauken in die Fußballschuhe gefummelt, war Klara schon auf dem Weg quer über den Platz. Wie der Blitz. Hin zu einem Trupp Mädels aus ihrer Klasse.
NEBEN dem Bolzplatz stehen Eltern. In Grüppchen. Quatschend. In Grüppchen herumstehend quatschen ist eine meiner größten Fähigkeiten und ich mache mit. Und rede Erwachsenenzeug mit anderen Menschen die größer sind als 1,50m. HERR-LICH!
Ein paar Meter weiter weg fängt eine Mutter an, ihre Tochter anzufeuern die gerade einen Ball um so neongelbe Verkehrshütchen herumkickt. "WEITER SO! DU MACHST DAS SUUUUUPER!!! TOLL! SCHNELLER, SCHNELLER!" Ich dagegen vergewissere mich nur schnell, dass Klara noch irgendwo auf dem Platz ist und freue mich darüber, dass sie augenscheinlich Spaß an der Fußballsache hat. Mehr nicht. Denn weder ist mir nach anfeuern, noch will ich etwas von der kostbaren Erwachsenenzeit verplempern.
Als das Training vorbei ist frage ich sie natürlich ob es ihr gefallen hat und sage ihr wie toll ich es finde dass es ihr gefällt und auf der Rückfahrt erzählt sie dann nochmal ganz genau was sie alles gemacht hat. Und wir beide hatten jeder für sich etwas von dieser Stunde an der frischen Luft. Top!

Oder hier:

Nach der Schule müssen die Kinder aus Klaras Klasse von den Eltern am Klassenzimmer abgeholt werden. Und da gibt es diese Mütter, die ihre Kinder überschwänglich und aufgeregt begrüßen. So, als sei die Brut von einer wochenlangen Arktisexpedition wohlbehalten zurückgekehrt. Da wird geknutscht und getätschelt und mit Kosenamen eher verschwenderisch umgegangen.
Und da gibt es mich. Ich stehe da so, mit Alfie auf der Hüfte. Sage: "Hi Süße, wars heute schön in der Schule?" Sie sagt meistens einfach nur "Ja.", drückt mir ihre Tasche in die freie Hand und rennt mit irgendeinem anderen Kind um die Wette Richtung Schulhoftor. Die anderen Mütter rufen Sachen wie "Nicht so schnell! Lauf vorsichtig!!! Pass auf!!" Ich dagegen finde oft ein Grüppchen Menschen, dass herumsteht und quatscht, und mache kurz mit bevor ich mit den Kindern für den Rest des Tages wieder in unsere "Family-bubble" abtauche um unter anderem zu knutschen und zu tätscheln und mit Kosenamen nicht zu geizen.

Oder:

Hausaufgaben. Die macht Klara seit neuestem alleine. Am Anfang saß ich immer daneben. Habe mit ihr über jeden Buchstaben, den sie schreiben sollte, verhandelt. Sie immer und immer wieder ermahnt, sich etwas zu beeilen und sich aufs Wesentliche zu konzentrieren statt mich vollzuquasseln. Und am Ende waren wir beide genervt. Dann hat sie mir irgendwann gesagt, dass ich sie nur ablenke, wenn ich daneben sitze (Soso!!!)
Wir beschlossen, einen Kurzzeitwecker auf 20min. zu stellen. Das ist die Zeit, in der sie versuchen soll, die Hausaufgaben zu schaffen. Alleine. (Ich mache in der Zeit, was Mamas so machen. Wäsche sortieren. Essen machen. Lesen. Das Baby stilllen. Sowas halt.) Wenn sie eine Frage hat, kann sie natürlich zu mir kommen. Ich darf auch 1-2mal fragen, wie sie voran kommt. Mehr nicht. Wenn sie fertig ist, kontrolliere ich schnell ob sie alles gemacht hat und zeichne es auf dem Aufgabenzettel ab. Damit ist meine Pflicht getan. Finden wir. 

Und:

Heute war wieder Musikschule. Die Schule ist in einem alten Gebäude, dem "D. E. Williams House" untergebracht. Zum Eingang führen ca. 10 Stufen. Es gibt keine Rampe. Hinter der Eingangstür führt genau EINE Treppe rauf in die erste Etage, genau HINTER der obersten Stufe dieser Treppe beginnt der Korridor der ersten Etage und genau hinter der ERSTEN Tür dieses Korridors findet Klaras Unterricht statt. Easy-peasy zu finden. Klara und ich stehen am Treppenabsatz, unten am Bürgersteig. Alfie sitzt in seinem Buggy und ist happy. Ich habe KEINE LUST, diesen Buggy die Treppe rauf zu wuchten, das offensichtlich IN demselben gerade sehr entspannt sitzende Farmbaby dann dort rauszufummeln um es in den 1. Stock zu schleppen, nur um eine Minute später wieder den Alfie-Anschnall-Nahkampf im Treppenhaus vor Publikum zu veranstalten. Also frage ich: "Klara, meinst du, du schaffst es heute mal ALLEINE zum Unterrichtsraum?" Sie macht große Augen, grinst und sagt: "DARF ICH??? ALLEINE?????? JA!!!" Sie flitzt los, dreht sich auf der Treppe nochmal um und ruft: "Tschüssi Mama! Bis gleich!" Ich warte, bis sie hinter der Eingangstür verschwunden ist und gehe, stolz wie Bolle auf mein großes Mädchen, mit Alfie nur ein paar Meter weiter die Straße entlang. Denn da ist ein Café. Da gibts Erwachsenenzeug.

Und Coffee-To-Go.

Lena

3 Kommentare:

  1. Du machst das genau richtig! Es gibt nichts Schöneres als selbstständige Kinder. Der Vorteil: sie sind auch selbstbewußt denn man traut Ihnen was zu. Dieses "Eiteitei" speziell vor Publikum ist eh nix für mich und ob es echt oder aufgesetzt ist, steht auf einem anderen Blatt.

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  2. ⬆️ Was vergessen:
    Liebe Grüße Simone

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  3. Super Beitrag! Schön dass sie daran eine Begeisterung haben. Unsere haben zurzeit auch nur ihre Fußball Schuhe an :D Lg

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